Von Beat Huber, 29.04.2016
Am 20. April hat der Bundesrat den neusten Bericht zur „Grünen Wirtschaft“ verabschiedet und dabei auch signalisiert, das Thema Cleantech weiter zu bearbeiten. Dies macht erstens Sinn mit Blick auf die Energiestrategie: Der Umbau auf mehr erneuerbare Energie und die Reduktion unseres Ressourcenverbrauchs sind der richtige Ansatz für die Zukunft. Die Nutzung neuer Technologien, vor allem die digitale Vernetzung, wird uns helfen, bei gleich hohem Lebensstandard den Alltag effizienter, intelligenter und ressourcenschonender abzuwickeln. Die Unternehmer und die Bevölkerung der Schweiz haben diese Vorzeichen erkannt und handeln bereits.
Zweitens hat die Schweiz in Sachen Umwelttechnologie sehr gute Karten und sollte dieses Potenzial mit einer gebündelten Präsenz im Ausland stärker in Wert setzen.
Heute ist die Politik zusammen mit den Fach- und Dachverbänden, namentlich der Economiesuisse, Swisscleantech, Swissmem sowie der Gewerbeverband und der Schweizerische Verband für Umwelttechnik (SVUT), deshalb aufgefordert, die günstigen Rahmenbedingungen zur Standort-, Export- und Innnovationsförderung als produktiven Wirtschaftsfaktor voranzutreiben.
Die Chancen für die Schweiz sind gegeben, international als führender Produktions- und Exportstandort für Umwelttechnik-Güter und -Dienstleistungen sowie nicht-kopierbares Wissen auf den weltweit wachsenden Märkten als „Swissness“ wahrgenommen zu werden. Ausdrücke wie „Megatrend“ sind eigentlich ein No-go. Doch beim Klimawandel drängen sich Superlative auf. Kein anderes Umweltproblem wird die Wirtschaft derart prägen wie die Erderwärmung und die damit ausgelöste Flüchtlingswelle. Beide kann man abschwächen und verzögern, nicht aber verhindern. Die Schweiz kann diesen Prozess mitgestalten und von den Entwicklungen profitieren.
Unsere zukünftigen Kunden in den Industrie- und Entwicklungsländern suchen integrierte Lösungen aus einer Hand. In vielen Ländern sind die Umweltstrategien ungenügend und die Gesetzesgrundlagen mangelhaft; genannt sei auch der Stand der Technik, der meist nicht demjenigen der Schweiz entspricht. Unser Land hat sich mit allen Bereichen der Umwelt-, Energie-, Abfall- und Wasserwirtschaft in den letzten Jahrzehnten intensiv auseinandergesetzt: Die Schweiz kann dank diesen Errungenschaften auch in Governance- und institutionellen Fragen als Türöffner wirken und schliesslich auch mit Unterstützung des Finanzplatzes von der globalen Vermarktung profitieren.
Der Schweizerische Verband für Umwelttechnik plant deshalb den Aufbau einer Expertenplattform und eines Dienstleistungsangebotes, welches Drittstaaten zur Entwicklung und Implementierung der Umweltgesetzgebung unterstützt. Das Ziel ist, neben rein gesetzgeberischen und vollzugstechnischen Aspekten auch innovative Schweizerische Verfahrenstechnik aus den Bereichen Emissionsminderung, Recycling und Ressourceneffizienz, also die Mittel zur Zielerreichung der gesetzgeberischen Vorgaben, zu verkaufen.
Eine weitere Herausforderung, der wir uns stellen müssen, ist die Digitalisierung und die demografische Entwicklung und der daraus resultierende Fachkräftemangel. Deshalb sind wirksame Strategien zur Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs heute wichtiger denn je. Einen Beitrag dazu kann durchaus auch die Integration von Flüchtlingen leisten, denn viele Menschen, die in die Schweiz kommen, sind jung und wollen sich eine bessere Perspektive aufbauen. Indem wir Flüchtlinge anständig hospitieren und ihnen Sprach- und Fachunterricht erteilen, können wir sie später auch als unsere Botschafter für Umwelttechnik in ihren Herkunftsländern begleitend unterstützen; und letztlich auch profitieren.
Die neuen Herausforderungen bieten den SVUT-Mitgliedern, ja der gesamten Wirtschaft, Politik, Gesellschaft Chancen. Wir müssen sie nur erkennen und mit vereinten Kräften nutzen. Dann werden wir auch in der Zukunft erfolgreich Arbeitsplätze und Steuersubstrate sichern.
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Letzte Änderung 29.04.2016