Von Hans-Jörg Althaus, 11.08.2015
Stellen Sie sich vor, der Bundesrat würde für 2016 kein Budget präsentieren sondern vorschlagen, das Geld auszugeben solange es welches gibt. Absurd, sagen Sie? Klar, denn der Bund hat nicht genug Geld um alles zu finanzieren, was man vielleicht gerne hätte. Die Notwendigkeit einer strategischen Planung des Umgangs mit Ressourcen – unabhängig ob es sich um Geld, Materialien, Arbeitskraft oder natürliche Ressourcen handelt – ist unbestritten, sobald man sich der Knappheit der Ressource bewusst wird.
Natürliche Ressourcen sind, mit Ausnahme der Solarenergie, alle endlich. Einige, zum Beispiel Wasser, sind global in riesigen Mengen vorhanden. Andere, zum Beispiel Gold, sind selten. Trotzdem ist Wasser in vielen Ländern knapper als Gold. Knappheit entsteht dann, wenn die Nachfrage höher ist als die Verfügbarkeit. Ein knappes Gut ist deshalb dadurch charakterisiert, dass die Nachfrage durch das Angebot limitiert wird. Das ist an sich auch noch kein Problem.

© Swiss Cleantech
Ein funktionierender Markt reagiert auf Knappheit mit einer Preiserhöhung. Diese reduziert die Nachfrage, zum Beispiel dadurch, dass das knappe Gut in Produkten substituiert wird. So sinkt z.B. die Nachfrage nach seltenen Erden, wenn Elektromotoren eingesetzt werden, die ohne dieses knappe Gut funktionieren. Ebenfalls wird durch eine Preiserhöhung oft das Angebot verstärkt, da bislang unrentable Produktionen lohnend werden. Erst wenn diese beiden Reaktionen auf eine Verknappung nicht möglich sind, spricht man von kritischen Gütern.
Der Ersatz (Substitution) von knappen Gütern braucht Innovation. Das gilt für materielle Güter ebenso wie für nicht-materielle natürliche Ressourcen. Damit diese Innovationen rechtzeitig verfügbar sind, braucht es eine strategische Planung. Wir müssen wissen, welche natürlichen Ressourcen uns in welcher Menge zur Verfügung stehen und wie viel wir davon brauchen.
Deshalb brauchen wir eine Ressourcenstrategie. Nicht nur, weil uns sonst die Ressourcen irgendwann ausgehen werden, sondern weil sich daraus Chancen für die Schweizerische Wirtschaft ergeben. Wer heute schon weiss wo sich Knappheiten abzeichnen, ist zuerst mit der richtigen Innovation am Markt – das war schon immer das Erfolgsrezept der Schweiz. Anders gesagt: Eine Ressourcenstrategie sichert der Schweiz den Vorsprung, den sie für ihren langfristigen Erfolg braucht.
Der Wirtschaftsverband swisscleantech hat deshalb im Juni 2015 die Cleantech Ressourcenstrategie veröffentlicht. Diese zeigt zum Beispiel auf, dass ein rascher Ausstieg aus fossilen Energieträgern unumgänglich ist und dass sämtliche Rohstoffe — auch die kritischen — ausreichen, um die Energiewende in der Schweiz und weltweit umzusetzen.
Hinweis der Redaktion: Einzelne Beiträge stellen die persönliche Sichtweise einer Autorin oder eines Autors dar. Das politische Meinungsspektrum wird über die Zeit und die Vielzahl der Beiträge abgebildet. Redaktionelle Grundsätze
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Letzte Änderung 28.10.2015